Das geht schnell mit dem Aufbau des Spannungsbogens bis zum Dilemma: Die (menschliche) Bevölkerung des Mars, die seit 250 Jahren den roten Planeten kolonialisiert, wird von einer Flotte centaurischer Raumschiffe überrascht, die plötzlich auftauchen. Sie fordern den Mars. Und dabei wird dort doch gerade am neuen Kosmodrom gearbeitet.Auf ihrem Heimatplaneten wird ein Überleben immer schwieriger, deswegen steht ein großer Umzug bevor. Ohne vorherige Absprachen, ohne Vorwarnung werden dadurch die (natürlich mittlerweile sozialistischen) Menschen völlig überfordert. Der Sekretär der Sektion Mars befiehlt den sofortigen Rückzug aller Menschen vom Planeten. Warum eigentlich? Na gut, wir nehmen das mal als stilistischen Kniff, damit sich die weitere Handlung wunschgemäß entwickeln kann.
Nur ein paar hundert irdische Marsianer bleiben zurück. Neben der politischen Konfrontation der beiden Lebensformen gibt es auch die kleine, persönliche Annährung zwischen dem Protagonisten Jul Roth und zwei Centaurinnen am „Bondauge“, einem kleinen See im Ringkrater Bond. Quintessenz: wer miteinander spricht, der schießt nicht nur nicht aufeinander, sondern entdeckt sogar mehr Gemeinsamkeiten, als Trennendes. Was würde Alexander Kröger wohl zur „Flüchtlingskrise“ in Deutschland sagen?
Heiligt der Zweck die Mittel?
Schnell kristallisiert sich das eigentliche Dilemma heraus, das alle Beteiligten bewegt: Die Centauren brauchen den Mars überleben. Die Menschen wollen den Mars nicht hergeben. Und mittendrin steht Jul Roth, der von einer friedlichen Koexistenz beider Arten träumt. Was ist im Sinne der Menschlichkeit erlaubt? Darf man Partisanenkrieg führen gegen diejenigen, die nur nach einem Überlebensort für ihre Art suchen? Ist Gewalt erlaubt? Was dürfen die Centauren sich gegenüber den Menschen herausnehmen? Und auch für die Außerirdischen gilt es, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Sind diese auf dem Heimatplaneten in einer Art Bienenvolk einem starren, überregulierten Gesellschaftssystem ausgesetzt, so werden sie im Kontakt mit den Menschen erstmals mit dem freien, individuellen Willen konfrontiert – und finden den dufte.
Welche Rolle spielt in dem ganzen Treiben die schöne Editha, die Jul Roth verführt. Ihr schändlicher Verrat erinnert übrigens stark an den in „Ultrasymet bleibt geheim„. Und welches Spiel treibt der Sekretär der Sektion Mars von der sicheren Erde aus?
Über das Buch „Das Kosmodrom im Krater Bond“
1969 fielen sieben Kosmonauten vom Centaur vom Himmel. Fünf Jahre später ist ihr Raumschiff einsatzbereit, dass sie wieder zurückbringt auf den zweiten Planeten von Proxima Centauri. Zwölf Jahre soll die Reise für die irdischen Wissenschaftler mindestens bis zur ihrer Rückkehr auf die Erde – oder den Planeten „Hoffnung“, wie ihn die Centauren tauften – dauern. So lange konnte oder wollte Alexander Kröger, alias Dr. Helmut Routschek, seine Leser offenbar nicht warten lassen. Bereits 1981 kommt er mit dem zweiten Band der Centauren-Trilogie heraus – wieder im Verlag Neues Leben Berlin. Da sind im Buch bereits 250 Jahre vergangen. Mittlerweile hat sich auch eine ISBN für das Buch angefunden: 978-3-945713-32-7. Nach der Wende ist „Das Kosmodrom im Krater Bond“ in der Edition Solar-X 2017 neu erschienen und kann direkt im Shop bestellt werden. Natürlich hat der Buchwanderer auch dieses Werk von Alexander Kröger besprochen. 1983 folgt der dritte Band der Trilogie: „Energie für Centaur„.
Über den Autor
Alexander Kröger, der im richtigen Leben Dr. Helmut Routschek hieß und 1934 in der heutigen Tschechischen Republik geboren wurde, hatte nach der Wende einen wirtschaftlichen Neuanfang als Schriftsteller geschafft. So sah es zumindest aus. Lange Jahre hatte seine Frau Susanne seine Bücher vertrieben, bevor 2008 Projekte-Verlag Cornelius Halle sein Gesamtwerk ins Sortiment aufgenommen hat. Der Druckkosten-Zuschuss-Verlag ist 2014 mit einem Insolvenzverfahren gelöscht worden. Die Gesamtausgabe war da noch nicht abgeschlossen.
Ursprünglich hatte Routschek Markscheidewesen und Bergschadenkunde studiert, arbeitete in „Schwarze Pumpe“ und im Tagebau Spreetal. Weitere Details zu seinem Leben gibt es auf seiner Wikipedia-Seite.
In Ego-Episoden des Alexander Kröger: Wahres, heiter und besinnlich erzählt der Autor aus seinem Leben.
Im Januar 2015 verunglückte Dr. Helmut Routschek mit seiner Frau bei einem Autounfall an einer Autobahnabfahrt so schwer, dass er an den Folgen im April 2016 verstarb. Er wurde in Dresden beigesetzt.
Auf der Webseite von alexander-kroeger.de ist zu erfahren, dass der langjährige Lektor und Partner des Autors, Wilko Müller jr., seit Januar 2017 in der Edition Solar X eine komplett neue Alexander Kröger Werkausgabe mit 20 ausgewählten Romanen, Essays und Storysammlungen herausgibt. Diese bestellt man am besten im Shop der Edition. In Bewegung sieht man Helmut Routschek hier in diesem Video von Lausitz TV Cottbus.
Weitere Werke, die im Phantastischen Bücherschrank von Alexander Kröger besprochen wurden: Sieben fielen vom Himmel, Energie für Centaur, Vermißt am Rio Tefé
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