Ich habe unseren Kurztrip an die Mecklenburgische Seenplatte in die Nähe von Neubrandenburg genutzt, um Bücherboxen im schönen Norden unserer Republik zu erforschen. Büchertausch in Mecklenburg-Vorpommern ist zwar naturgemäß nicht so dicht gesät, wie in dichter besiedelten Gebieten, dafür waren die beiden Schränke, die ich besucht habe, liebevoll gehegt und eingerichtet.
Godenswege

Die erste Büchertauschzelle befindet sich in dem kleinen Dörfchen Godenswege, ein paar Kilometer südlich von Neubrandenburg bei Burg Stargard und östlich des Tollensesees. Vor einem ganz in grün gekleideten Haus steht dort die Bücher-Tausch-Box. Das Bretterhäuschen verfügt über zwei Türen, die je nach Witterung geöffnet sind.
Darin findet der geneigte Bücherfreund einige Regale, die in zwei Reihen gefüllt sind. Damit keine Feuchtigkeit von unten eindringt, steht die ganze Konstruktion auf einer Europalette. Wen direkt vor Ort das Lesefieber packt, der kann sich auf der kleinen Holzbank neben der Büchertauschbox niederlassen.

Das Sortiment ist bunt gemischt. Für mich war die Ausbeute aber nicht sehr groß. Ich habe einen Band ostdeutscher Science Fiction hinterlassen. Vielleicht wird der ja zur Keimzelle. 🙂
Über die soziale Kontrolle der Bücher-Tausch-Box brauchen wir in so einem kleinen Dörfchen sicher nicht zu sprechen. Alle Bücher machten einen gepflegten Eindruck. Und ein witziges Detail habe ich noch entdeckt: an der linken Seitenwand sind Zettel, rechts gibt es eine Brotdose mit Einwurfschlitz. Dort kann man sicher Verbesserungsvorschläge hinterlassen – oder vielleicht sogar eine Bücherbestellung aufgeben? Ob das System einen OPAC-Anschluss hat, muss ich noch herausfinden. 🙂
So kommt man hin:
Godensweger Straße 10
17094 Cammin
Koordinaten: 53.455879556382,13.286622588608
Bücherbox Wackerow
Auf dem Weg zu den Ivenacker Eichen habe ich ein paar Kilometer vor Ivenack in Wackerow angehalten. Vor einem wunderschönen alten Häuschen steht dort die Verschenke-Ecke mit Bücherbox. Unter einem handwerklich sauber gedeckten Schleppdach steht dort ein richtiger, echter Wohnzimmer, Glasschrank voller Bücher. In der untersten Etage gibt es eine Geschenkekiste (in der sich zum Zeitpunkt des Besuches ein Handyladegerät für das Auto befand) und auf dem Tischchen nebenan kann man Spenden für die Renovierung des Häuschens hinterlassen.

Der Empfänger der Spenden kam dann auch gleich aus dem Häuschen – und wir plauschten ein paar Minuten ganz nett, bevor er zur Arbeit musste. In dem Häuschen, dass er übernommen hat, fanden sich zahlreiche Bücher – und die Idee, diese der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, sei da nicht fern gewesen. „Mein Vater hat auch so eine Bücherbox vor dem Haus zu stehen. In so einem kleinen Ort, den werden sie nicht kennen: Godenswege“, erklärte der sympathische Heimwerker. So macht Büchertausch in Mecklenburg-Vorpommern doch doppelt Spaß!

Und um noch einen draufzusetzen in Sachen Sympathie: „Ich muss jetzt zur Arbeit – aber wenn ihr möchtet: auf dem Hof sind schwarze Johannisbeeren und Stachelbeeren. Greift ruhig zu!“ – Ich wünsche mir, dass mein Sohn Menschen von diesem Format als Normalität kennenlernt – und nicht griesgrämige Schreihälse, die den ganzen Tag schlechte Laune verbreiten.
Aber jetzt zum Eingemachten: Die Bücherbox ist zumindest im Ansatz sortiert (Reiseliteratur, Kinder,…) – und jetzt auch um ein paar Bände ostdeutscher Science Fiction reicher. Der Witterungsschutz funktioniert. Soziale Kontrolle ist gegeben. Und wer abends im Dunkeln kommt, findet neben der Bücherbox noch eine Stalllaterne. Die Funktion habe ich aber nicht geprüft 😉
So kommt man hin:
Wackerow 3
17153 Ritzerow
Koordinaten: 53.676471521621,12.981097698212
Fazit zum Büchertausch in Mecklenburg-Vorpommern
Auch, wenn es nur ein kleines Streiflicht ist, dass ich hier setzen kann: kombiniert mit den Erfahrungen der Motorradtour zu den Stendaler Bücherzellen hege ich die Vermutung, dass sich Bücherzellen im Nordosten zwar rar machen, dafür aber liebevoll gehegt sind. Außerdem funktioniert die soziale Kontrolle in den Fällen, die ich gesehen habe, da entweder ein direkter Anwohnerbezug besteht – oder sich eine Dorfgemeinschaft für „ihre“ Zelle verantwortlich zeigt.
Es tut einfach gut am Montag Morgen mal positive Neuigkeiten zu hören. Wunderschön, dass es auch noch Menschen mit Herz und Verstand neben den Schreihälsen gibt – ich hoffe, dass auch meinen Söhnen mehr von diesen Zeitgenossen über den Lebensweg laufen . Ich glaube/ hoffe ja, dass es mehr davon gibt als wir denken, nur haben die alle Hände voll zu tun, den Bockmist der anderen aufzuräumen und so keine Zeit lauthals zu krakeelen, wie schlecht doch die Welt sei. Danke für die Reiseeindrücke.