Um gleich eines vorweg zu schicken: Wie ich Jesus Star Wars zeigtevon Joachim Sohn ist ein Zeitreise-Roman, stellenweise extrem holprig, unglaubwürdig, ließ mir mehrfach die Gesichtszüge entgleisen und führte nicht nur einmal zu einem spontanen „Was soll denn das jetzt?“-Stoßgebet. Ich hätte gern einen zweiten Teil davon.
Aber von vorn: Was für eine abgefahrene Idee! Zwei junge Star Wars-Fans philosophieren über Religion. Und zufällig ist einer von beiden auch im Besitz einer Technologie, um nach Belieben in der Zeit herumzureisen. Und weil er, Florian Schneider (oder sein Alter Ego Ben Faber) auch noch Atheist und rechthaberisch ist, will er seinem Kumpel Nico beweisen, dass man Religionsgeschichte ganz simpel austauschen kann. Gesagt, getan: Sachen gepackt und ab zu Jesus Christus ins Gelobte Land. Im Gepäck: Smartphone, handlicher Stromgenerator, und – am wichtigsten – Star Wars auf dem Laptop und eine Leinwand.
Keine vier Jahre später sind die Anhänger um Jesus bewaffnet mit nachgebauten (oder vorgebauten?) Uzi-Maschinenpistolen, haben die Römer aus dem Heiligen Land gejagt und schicken sich an, Rom selbst zu erobern.
Aber was macht das alles mit der Zukunft in rund 2000 Jahren? Wird sich wirklich der Jedi-Glauben durchsetzen? Wird sich jemand für die dunkle Seite der Macht interessieren? Und was passiert mit Ben Faber?
Spannend ist die Geschichte von Joachim Sohn auf jeden Fall. Wenn man dann noch ein wenig Vorwissen in Sachen Star Wars, Christentum und Zeitreise-Paradoxa mitbringt (ist aber keine Bedingung für die Lektüre), wird es um so amüsanter. Von Zarathustra zu Yoda habe ich jedenfalls bislang keine kürzere philosophische Brücke entdeckt.
Wenn ich jetzt noch einen Wunsch an den Autor habe, dann vielleicht den, die Entwicklung der letzten rund 2000 Jahre im Detail zu erfahren. 😉
Fazit
Amüsant, kurzweilig und spannend erzählt. Hier und da stören Rechtschreibfehler im Lesefluss. Wer einen ähnlich witzigen und im gleichen Rahmen operierenden Roman lesen möchte, darf zu Die Bibel nach Biff von Christopher Moore greifen. Und ich muss mich jetzt entscheiden: kommen die beiden Bände jetzt zur Fantasy oder beide ins Religionsfach des Bücherschranks? Carlos Rasch und Günther Krupkat haben zur gleichen Stelle und zur fast gleichen Zeit übrigens auch literarische Abstecher unternommen.
Über das Buch Wie ich Jesus Star Wars zeigte
Mit der ISBN 978-3-86569-296-2 erschien Wie ich Jesus Star Wars zeigte 2019 im Alibri-Verlag Aschaffenburg (Mitglied in der Assoziation Linker Verlage). Auf 223 Seiten geht es zurück in die Vergangenheit und wieder zurück in die Zukunft. Die Titelgrafik steuert der Autor selbst bei, den Umschlag gestaltete Claus Sterneck.
Klappentext
Skeptiker und Star Wars-Fan Florian Schneider hat eine Mission: Er möchte beweisen, dass Religionsgeschichte austauschbar ist und damit auch die Götter überflüssig werden. Mit einer selbstentwickelten Zeitmaschinen-App reist er deshalb in die Vergangenheit, um Jesus die Star-Wars-Filme zu zeigen. Er gibt sich dem bis dato noch unbekannten Prediger Jesus gegenüber als Götterbote aus, der die Lehre der Jedi-Ritter verkündet. Jesus beißt an, die Dinge nehmen ihren Lauf. Nach seiner Rückkehr in die Gegenwart erwartet Florian allerdings eine böse Überraschung…
Über den Autor Joachim Sohn
Joachim Sohn Wiege stand am Rhein. 1968 erblickte der studierte Vergleichende Sprachwissenschaftler, Romanist, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftler (Studium in Konstanz, Berlin und auf der anderen Rheinseite in Mainz) in Wiesbaden das Licht der Welt.
Packt man dazu noch ein paar Jahre freiberufliche Trickfilmproduktion, Flash-Design und Internet-Werbeagentur, dann hat man fast schon den heutigen Autor Joachim Sohn fertig vor sich. Der beschäftigt sich nach eigenen Angaben vorrangig mit Zeitreisen und Tierfantasy.
Der erste Roman PERM wurde als Hörbuch produziert, die eBook-Adaption erschien als Keldris & Kandia. Sie soll demnächst als Taschenbuch erscheinen. 2015 erschien Sunnie & Polli – im Land der Monate. Im März 2017 folgen Die Zeitagenten.
Mehr Infos gibt es auf seiner Webseite http://www.joachim-sohn.de und bei Facebook.
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