...Euer Busch-Pater vom Umpfule - Gregor Richert, Codula Mindak - Buchcover

…Euer Busch-Pater vom Umpfuli – Gregor Richert

Ein Buch, dass von einem Toten geschrieben wurde – so salopp könnte man „…Euer Busch-Pater vom Umpfuli“ beschreiben. Und tatsächlich: als das Büchlein auf den Markt kam, ja: sogar, als das Büchlein zusammengestellt, lektoriert und herausgegeben wurde, da lebte der Erzähler schon nicht mehr. Gregor Richert wurde 1978 von Rebellen im damaligen Rhodesien erschossen. Cordula Mindak hat Jahre nach Pater Richerts Tod dessen Lebensgeschichte nacherzählen lassen – aus den Briefen, die Richert in die Heimat schrieb.

Über 30 Jahre erstreckt sich die kuratierte Korrespondenz, die dem katholischen Missionar ein Denkmal setzt: von der Ausbildung in Pullach über das Studium bis zur 59-tägigen Schiffsreise nach Südostafrika. Dann begleiten wir den Priester über verschiedene Stationen im damaligen Rhodesien, die heutigen Simbabwe – und die politischen Entwicklungen in einem Land, dass sich mehr und mehr der Gewalt ausgeliefert sieht. Zusammen mit Bruder Lisson wird von farbigen Bewaffneten getötet, die sich im Kampf mit den Weißen im Land sehen. Ein dritter Jesuit, Pater Gerry Pieper, wird ein halbes Jahr später am 26. Dezember in Kangaire ermordet. Dabei erleben wir nicht nur seine menschliche Entwicklung vom hochgeistigen Geistlichen zum gläubigen Pragmatiker mit, sondern auch seine religiöse Entwicklung vom Weihnachtsverehrer zum Ostersucher.

Unvergessen ist der Jesuiten-Priester und Bruder Bernhard Lisson, der seit 1935 im Land ist, seitdem in Berlin, im Solidaritätsnetzwerk des Ignatius von Loyola, aber auch ewiggestrige Rhodesienfans erinnern sich an die Morde an Missionaren. Die Geschichte der Ermordung der beiden Kirchenmänner wurde unter anderem in dem Buch „Zeugen für Christus“ beschrieben.

Vierzig Jahre nach den blutigen Ereignissen ist die Mission noch in Betrieb und feiert ihr fünfzigjähriges Jubiläum unter anderem in der Jesuiten-Zeitung „weltweit“. Einen Rückblick auf die damaligen Ereignisse gibt es in diesem Video. Einen Rundgang über die Missionsstation heute macht einer der Nachfolger Gregor Richerts mit uns in diesem Video.

Die letzten Ruhestätten von Gregor Richert und Bernhard Lisson liegen auf der Missionsstation Chishawasha in Simbabwe.

Deutlich weniger tragisch ging es da noch in dem Jugendbuch „Joe, der Reporter“ von Hansjosef Theyssen zu, der zwischen 1972 und 1983 auch mit katholischer Brille Missionen in Südsudan und Tansania besucht.

Leseprobe

Eine andere „europäische Unsitte“ habe ich im Laufe der Jahre in Magondi abgelegt: im Stehen Verhandeln. Besonders, wenn man mit einer bestimmten Sache beschäftigt ist, möchte man gerne Leute an der Türe „abfertigen“, vor allem wenn man weiß, daß sie nur wegen Kleinigkeiten kommen. Oft wurde ich nervös, wenn sich Besucher erst ungebeten auf den Stuhl im Büro setzten, ehe sie ihren Mund aufmachten. „Was für eine Unhöflichkeit und Zeitverschwendung“, dachte ich manchmal. Der Taktlose aber war ich. Für einen Afrikaner ist es nämlich eine ausgesprochene Unhöflichkeit, besonders gegenüber einer wichtigen Person, im Stehen zu sprechen. Von Kindesbeinen an wird er angeleitet, diese Höflichkeitsformen zu beachten, und da kommt so ein Weißer und hat davon keine Ahnung. Wir Europäer wundern uns oft über Äußerlichkeiten bei den Afrikanern und erwarten, daß sie sich unseren Sitten und Gebräuchen anpassen. Was muß aber in den Köpfen dieser Menschen vorgehen, die uns beobachten, wenn wir so wenig Einfühlungs- und Anpassungsvermögen ihnen gegenüber zeigen? Wer keine Zeit für einen Menschen hat, hat auch keine Zeit für Gott. Diese zehn Jahre in Magondi waren für mich eine richtige Schule. Bis heute bin ich immer noch ein Lernender, und im Grunde bedauere ich es nicht, denn je mehr man die Menschen versteht, desto weiter und reicher wird man. Unsere Lebensweise ist nicht die einzige und bei weitem nicht die beste! Dies einzusehen und zu bejahen, ist ein großer persönlicher Gewinn.

Fazit

Das, was man über Gregor Richert liest, macht ihn mir sympathisch. Ich glaube, dieser Jesuit war ein Pfundskerl. Den hätte ich gern mal kennengelernt.

Über das Buch „…Euer Busch-Pater vom Umpfuli“

...Euer Busch-Pater vom Umpfule - Gregor Richert, Codula Mindak - Buchcover
…Euer Busch-Pater vom Umpfule – Gregor Richert, Codula Mindak – Buchcover

Die mir vorliegende Hardcover-Ausgabe des Buches ist 1988 im St. Benno-Verlag Leipzig erschienen. Die 258 Seiten sind unter der ISBN 3-7462-0227-2 erschienen.

Rückentext

Siebzehn Jahre wirkte der Berliner Jesuitenpater Gregor Richert (1930-1978) als Missionar in Afrika. Im Zeugnis seiner Briefe erleben wir ihn als Seelsorger, Schulinspektor, Bauherrn, Krankenpfleger und Kraftfahrer. Gleichzeitig entstehen Bilder farbenreicher Exotik aus dem afrikanischen Busch. Sie können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, unter welchen Schwierigkeiten, ja auch Rückschlägen, die einzelnen Missionsstationen wuchsen und betreut werden mußten. Und P Richert blieb bei , als kriegerische Auseinandersetzungen die missionarische Arbeit und sein Leben bedrohten.

Über den Autor Gregor Richert

Pater Gregor Richert mit Ordensschwestern von St. Rupert's
Pater Gregor Richert mit Ordensschwestern von St. Rupert’s

Gregor Richert wurde am 10. Mai 1930 in der Nähe von Danzig geboren. Seine Ausbildung zum Jesuitenpater und Missionar begann er 1948. 1961 ging er nach Afrika, wo er in Rhodesien in den Missionsstationen Marymount, St. Albert’s und St. Bernadette arbeitete. Ab 1967 übernimmt er die Station St. Rupert’s am Umpfuli. Er wird am 27. Juni 1978 erschossen.

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