Joe, der Reporter - Buchcover - Hansjosef Theyssen

Hansjosef Theyssen – Joe, der Reporter

Das kleine Paperback-Büchlein von Hansjosef Theyssen ist mir mehr oder weniger zufällig in er Kiste voller Bücher in die Finger gekommen. Und da es zwei meiner Spezialinteressen (Afrika und Literatur über Journalisten) berührt, habe ich es natürlich zügig verschlungen.

In dem kurzen Bändchen, dass „für Leser ab 11 Jahren“ gekennzeichnet ist, berichtet Hansjosef Theyssen über eine Recherchereise eines Reporters namens Joe in den Südsudan und anschließend nach Tansania. Hansjosef…Joe…eventuell sind da auch Parallelen zu erkennen?

Für die katholische Missionszeitschrift soll er mal in Schwarzafrika nach dem Rechten schauen – und aus der heutigen Perspektive ist es erschreckend und traurig, was Joe dort erlebt. Ein vom Bürgerkrieg gebeuteltes Land, dass gerade viel Horror, Tod und Hunger durchlitten hat – und eine katholische Mission, die nun mit der Zivilbevölkerung wieder beginnt, eine Normalität aufzubauen. Auch, wenn die Jahreszahlen nirgends genannt werden, muss das Büchlein, dass 1985 erschienen ist, irgendwann zwischen 1972 und 1983 geschrieben worden sein. Der erste Bürgerkrieg im Sudan ist beendet. Nach 17 Jahren Kampf einigt man sich im Frieden von Addis Abbeba auf eine Lösung des Könflikts.

Und schon 1983 bricht das Chaos des Krieges wieder aus. Wenn Hansjosef Theyssen also in einfacher Sprache und reportagig mit den Menschen vor Ort spricht, dann wissen wir als Leser, dass diesen Lesern bis zu unserer Gegenwart noch mindestens zwei blutige Kriege bevorstehen. Und auch heute tauchen die Schauplätze des Buches wie Juba oder Wau immer wieder in den Medien auf – denn auch heute herrscht wieder ein bewaffneter Konflikt im mittlerweile unabhängigen Südsudan. Wenn es diese Gemetzel überhaupt bis in europäische Nachrichtenmeldungen schaffen.

Im zweiten Teil des Büchleins geht es dann zu einem zweiten Redaktionsauftrag ins wunderschöne, grüne Tansania. Dort treffen wir auf Hardy Krüger, der mit einem Kameramann einen Film über einen deutschen Missionar im Hinterland machen soll. Und Joe ist dabei für ein „Making of“. Pater Benno ist aber hier nicht nur Seelsorger, sondern auch Lehrer, Zahnarzt und Lebensretter. Die dort besuchte Missionspriorei in Uwemba ist auch heute noch in Betrieb – und hat eine tolle deutsche Webseite.

Leseprobe

Pater Benno lächelt: „Verdienen? Wir sind hier nicht in Deutschland, wo ein Priester wie ein Akademiker bezahlt wird. Der Bischof zahlt mir Verpflegung und Sprit. Mehr nicht. Mehr kann er auch nicht geben. Eine feste Kirchensteuer gibt’s hier nicht, und die Sonntagskollekte können Sie vergessen. Da sind nur ein paar kleine Münzen im Korb. Die Leute bringen mir aber schon mal ein paar Hühner oder Früchte.“

„Ja, und die Kirche, die Schule, das Krankenhaus und den Landrover: wer hat denn das bezahlt?“ will Frankie wissen.

„Das Geld dafür kam meist aus Deutschland. Wir leben praktisch vom Betteln.“

„Wär nichts für mich.“

Der Priester schmunzelt: „Kennen Sie die Geschichte von dem Journalisten, der eine Aussätzigenstation besucht und die Schwester interviewt, die dort arbeitet?“

„Nee.“

„Als er sieht, wie sie die von der Krankheit zerfressenen Gesichter behandelt, sagt er voll Ekel: ,Das tät ich nicht für eine Million Mark.’ Die Schwester gab nur zur Antwort: ,Dafür tät ich es auch nicht’.“

Frankie lässt nicht locker: „Und wofür tun Sie es?“

„Soll ich Ihnen jetzt eine Predigt halten? Sie würden’s vielleicht doch nicht verstehen. Mission versteht nur der, dem der Glaube etwas bedeutet.“

Fazit

Nettes, kleines und vor allem jugendgerechtes Buch über die jüngere Geschichte Schwarzafrikas. Zur Einordnung der geschilderten Ereignisse sollte man aber noch ein wenig Hintergrundrecherche betreiben. Außerdem sollte den Leser nicht stören, dass das Buch mit der Brille der katholischen Mission geschrieben wurde. Das ist aber durchaus nicht abwertend gemeint.

Über das Buch Joe, der Reporter

Joe, der Reporter - Buchcover - Hansjosef Theyssen
Joe, der Reporter – Buchcover – Hansjosef Theyssen

Joe, der Reporter ist 1985 im Bernward Verlag Hildesheim unter der ISBN 3-87065-337-X als Paperback erschienen. Die Titelgestaltung hat Paul König aus Hildesheim übernommen, ein Foto liefert der Autor selbst. Im Druckhaus Benatzky in Hannover wurde das Buch mit 136 Seiten produziert.

Klappentext

Hansjosef Theyssen ist Abenteurer von Beruf. Als Journalist und Bildreporter nimmt er den Leser mit auf eine seiner zahlreichen Reisen, diesmal in den Sudan nach Tansania. Er nimmt ihn mit hinein in eine andere Kultur, eine andere Art zu leben. Es gilt Gefahren und kritische Situationen zu meistern.

Hansjosef Theyssen Redaktionsleiter der Zeitschrift „Mission aktuell“

Über den Autor Hansjosef Theyssen

Hansjosef Theyssen wurde am 1. April 1924 geboren. Der Journalist und Schriftsteller arbeitete als Redaktionsleiter der Zeitschrift „Mission aktuell“, die bis heute (nach einigen wirtschaftlichen Umstrukturierungen) als „missio magazin“ sechs Mal im Jahr erscheint. Man kann sich diese Zeitschrift für einen Mitgliedsbeitrag von zehn Euro im Jahr aller zwei Monate zuschicken lassen. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben, von denen „Menschen wie Mutter Teresa“ zu den bekanntesten gehört.

Am 26. September 2011 starb Hansjosef Theyssen.

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