Die Insel der Roboter - Karl-Heinz Tuschel - Illustration Harri Förster - Schutzumschlag

Karl-Heinz Tuschel – Die Insel der Roboter

Kybernetik, Prozessautomatisierung, Robotik – das waren die Schlagworte des technischen Aufbruchs in der DDR, die die Überlegenheit des Sozialismus beweisen und den Kapitalisten eine lange Nase drehen sollten. Mitte der 1990er Jahre sind im Buch Die Insel der Roboter die sozialistischen Bruderländer im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe so weit, dass sie die „Stochastischen Roboter mit Emotionsschaltung und innerem Umweltmodell“ (STORO) auf den Markt werfen wollen.

Protagonist (und Ich-Erzähler) Oberleutnant Dr. Jürgen Tischner ist Experte für Gefechtsleiteletronik und in dieser Funktion an das geheime elektronisch-pädagogische Institut INSEL abkommandiert. Hier soll der Mann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: erstens die äußere Sicherheit des Komplexes mit zwei Kollegen sicherstellen – und andererseits mit seinen Erfahrungen aus der Spieltheorie der Militärs das wissenschaftliche Team bei der „Erziehung“ der Storos helfen.

Während die zweite Aufgabe im Plot vor allem dazu dient, die technischen Utopien auszubreiten, die Tuschel sich ausmalt, ist die erste (und wesentlich spannendere) Aufgabe tatsächlich notwendig, um ein Netz von ausländischen Agenten zu hindern, die INSEL zu sabotieren. Spionage und Gegenspionage, Psychologie und Finten, steuern von Inoffiziellen Mitarbeitern als Kontaktperson zur Gegenseite: ja, Tuschel spielt hier ganz großes Agententhriller-Kino.

Dabei bleibt aber natürlich der technisch-wissenschaftliche Aspekt nicht außen vor. So erleben wir in der Genesis der drei Prototypen auch die ersten technischen Deutungen von künstlicher Intelligenz (und das Anfang der 1970er Jahre in der DDR!), die vor allem durch Spieltheorie angelernt werden soll. Dass dabei kein einziges Mal die Asimovschen Robotergesetze genutzt werden müssen, spricht auch für das Büchlein – vor allem, wenn man bedenkt, dass er sich trotzdem um die Nichtschädigung von Menschen durch Roboter Gedanken macht. Und das Problem sehr elegant im Plot löst.

Witziges Detail am Rande: Der Ich-Erzähler fährt einen selbstfahrenden Pkw. Die Marke heißt „Kyffhäuser“.

Weitere Informationen zu „Die Insel der Roboter“ findet man im unter anderem im Internet bei hnf.de.

Über das Buch Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter - Karl-Heinz Tuschel - Illustration Harri Förster - Schutzumschlag
Die Insel der Roboter – Karl-Heinz Tuschel – Illustration Harri Förster – Schutzumschlag

Die mir vorliegende dritte Auflage des Buches in Halbleinen ist im Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik in Berlin 1974 erschienen.

Die Erstauflage war im Jahr zuvor herausgegeben worden.

Helge Paulus zeichnete für das Lektorat verantwortlich, den Schutzumschlag und Einband gestaltete Harri Förster. Die Handlung dehnt sich über 282 Seiten aus.

Klappentext

In den neunziger Jahren unseres Jahrhunderts bekommt Oberleutnant Dr. Tischner, Offizier für Gefechtsleitelektronik in einem Panzerregiment der NVA, einen geheimnisvollen Auftrag. Es geht um eine neue Etappe in der wissenschaftlich-technischen Revolution, es geht um den speziellen Anteil, den die DDR an dieser Entwicklung in den RGW-Ländern und den ihnen assoziierten Nationalstaaten hat, es geht um eine prinzipiell neue Art von Robotern. Dr. Tischner soll helfen, die Prototypen einsatzreif zu machen, und er soll zugleich helfen, sie vor den Anschlägen des Klassenfeindes zu schützen.

Er wird vor Aufgaben und Situationen gestellt, die ihm völlig neu sind, an denen und in denen er sich bewähren muß. Nur ungern verläßt er sein Regiment, denn die Gefechtsleitelektronik ist noch neu, ihre großen Möglichkeiten sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft und auch nicht von allen erkannt. Aber Anton, Berta und Caesar, die drei Prototypen, geben ihm und seinem Gerät ständig Probleme auf – und ganz zu schweigen von der gegnerischen Gruppe, die nach Lage der Dinge nur ein Ziel verfolgen kann: auf der INSEL eine Katastrophe herbeizuführen…

Buchkritik als Klappentext

Es fällt heraus. Aus dem Rahmen der Routine nämliche. Dieses neue Buch von Karl-Heinz Tuschel. „Die Insel der Roboter“ ist ein Zukunftsroman, der in vielem ungewöhnlich erscheint. Erstens: Er spielt auf der Erde, nicht im System Alpha Centauri oder noch ein paar Lichtjahre weiter; zweitens: Er spielt in der DDR und nicht im Lande Nirgendwo; und drittens: Er spielt im Jahr 1995 – in einem Zeitraum also, den wir uns durchaus vorstellen können. Damit aber nicht genug: Karl-Heinz Tuschel, der Autor, liefert uns nicht einem bloßen phantastischen Spiel aus, sondern er konfrontiert uns mit einem exakt vorgetragenen Problem der Spieltheorie. Das macht dieses Buch auch besondere Art spannend. Der populärwissenschaftliche Effekt, dieser Sparte utopischer Literatur meist eigen, ist hier auffällig groß. Aber natürlich bedarf der Zukunftsroman einer ordentlichen Fabel. Sie liegt vor. Doch weniger die äußere Handlung gibt die Spannung ab, eher die raffinierten Gedankenexperimente, in die uns Tuschel da einsteigen läßt. Die Lektüre dieses Zukunftsromans hat mir Spaß gemacht. – Günter Ebert in „Freie Erde“ vom 19.10.73

Über den Autor Karl-Heinz Tuschel

Karl-Heinz Tuschel wurde 1928 in Magdeburg geboren und starb 2005 in Berlin. Für die Berliner Zeitung hat Torsten Harmsen einen Nachruf geschrieben. Weitere Informationen zu seinem Leben und Werk gibt es beim Freundeskreis SF Leipzig. Mehr Informationen zum Autor gibt es auch hier.

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