Winterplanet - Ursula K. LeGuin - Buchcover - Entwurf: Horst Hussel

Winterplanet – Ursula K. LeGuin

Der Gesandte der Ökumene Genly Ai lebt seit geraumer Zeit auf dem Winterplanet Gethen, einem Planeten, der eine viel kältere Atmosphäre als die Erde hat. Sein Auftrag: ein Bündnis mit dem von verschiedenen Menschenrassen bevölkerten Planetennetzwerk der zu erwirken. Dabei steht er vor der gewaltigen Herausforderung, die innerplanetarische Politik für sich zu nutzen – und die seltsame Geschlechtlichkeit der Gethenianer zu akzeptieren.

Das ist aber gar nicht so einfach: Zwischen dem Königreich Karhide, in dem Ai gelandet ist, und dem Nachbarland Orgoreyn herrscht tiefes Misstrauen. Die Bewohner des Planeten kennen zwar keine organisierten Kriege, dafür aber alles andere an hässlichen menschlichen Eigenschaften wie Neid, Missgunst, Abschottung und übersteigertes Ehrgefühl. Außerdem sind die Bewohner des Winterplaneten den größten Teil der Zeit asexuell, zugleich Mann und Frau. Nur in einer „Kemmer“ genannten Brunftphase entwickeln die Individuen männliche oder weibliche Geschlechtsmerkmale. Und das kann, um den Wahnsinn zu komplettieren, auch von Kemmerphase zu Kemmerphase unterschiedlich sein. Mit einem weiteren Gethenianer, der auch gerade in Kemmer ist und das andere Geschlecht entwickelt, kann Nachwuchs gezeugt werden.

Der Premierminister von Karhide, Lord Estraven, entwickelt über die lange Zeit der Zusammenarbeit eine sonderbare Nähe zum Gesandten Genly Ai. Dieser traut seinem eingeborenen Gegenüber aber nicht über den Weg.

Erst, als Estraven in Ungnade fällt und ins Nachbarland flieht und Ai dort ebenso landet, finden die beiden näher zueinander. Ai soll in eine Gulag-artige Strafkolonie überstellt werden und dort sterben. Völlig unerwartet befreit Estraven ihn davon. Gemeinsam nehmen die beiden den lebensbedrohlichen Weg durch die hunderte Meilen weite nördliche Eiswüste auf sich, um zurück nach Karhide zu kommen: Genly Ai, um seinen Auftrag zu erfüllen, und Estraven, um seinen Namen wieder reinzuwaschen. Soweit zumindest die vordergründigen Argumente für den Gewaltmarsch ohne Gnade. In Wirklichkeit geht es aber um Freundschaft und kameradschaftliche Treue, die weder Rasse- noch Geschlechtergrenzen kennt. Ob beide wohl ihr Ziel erreichen?

Fazit

Der Winterplanet von Ursula K. Le Guin ist ein Buch aus dem Kalten Krieg, dassganz tief in die menschliche Gesellschaft guckt und viele Allgemeinplätze seiner Zeit (Erscheinungsjahr 1969!) hinterfragt: die Rolle der Frau, die Rolle des Mannes, die Notwendigkeit von Krieg und die übergeordneten Ziele, die eine menschliche Rasse, aber auch die im All verstreut lebende Menschheit vor lauter Borniertheit gar nicht gleich erkennt. Das Buch bildet einen Grundstein feministischer .

Über das Buch Winterplanet

Winterplanet - Ursula K. LeGuin - Buchcover - Entwurf: Horst Hussel
Winterplanet – – Buchcover – Entwurf: Horst Hussel

Meine Hardcoverausgabe von „Winterplanet“ ist in der 1979 in Erstausgabe beim Verlag Das Neue Berlin erschienen. Zehn Jahre zuvor war das Buch in den USA unter dem Titel „The Left Hand Of Darkness“ erschienen. Horst Hussel lieferte den Einband- und Schutzumschlagentwurf. Der „Endverbraucher“ zahlte 7,20 Mark für das Buch mit 296 Seiten.

1970 erhielt das Buch den Nebula- und den Hugo-Award.

Klappentext zu „Winterplanet“

Genly Ai ist der Gesandte eines Bundes galaktischer Zivilisationen. Auf dem Planeten Winter landet er mit dem Auftrag, die Mächtigen dieser eiszeitlichen Welt davon zu überzeugen, daß ein Anschluß Winters an den Bund von beiderseitigem Vorteil ist. Unversehens gerät er in den Sog von Interessenkonflikten und Machtkämpfen rivalisierender Staaten und politischer Gruppierungen, die für ihn, den Fremden, schwer durchschaubar sind. Er weiß, seine Mission wird nur dann erfolgreich sein, wenn er die in vielem völlig andersartigen Menschen, die ihr Leben in einer unwirtlichen Umwelt fristen müssen und von verblüffenden biologischen Besonderheiten geprägt sind, verstehen lernt. Bevor aber Genly Ai tiefere Einsichten in die Zusammenhänge zwischen der Biologie der Winterbewohner und ihrer gesellschaftlichen Organisation gewinnt, muß er zahlreiche abenteuerliche Situationen meistern.

Über die Autorin

Der Name von Ursula K. LeGuin wird vor allem mit zwei literarischen Zyklen verknüpft bleiben: Die Erdsee-Saga, die wegweisend im Genre der Fantasy wurde – und das Hainish-Universum. Ihr Geburtsname Kroeber begleitet die Autorin als „K.“ in ihrem Namen (die Familie ihres Vaters stammte aus Kröbern in Thüringen). Ursula wird am 21. Oktober 1929 in Berkeley, Kalifornien geboren und wächst in einem akademischen Elternhaus auf. Ihre Eltern sind Anthropologen.

Sie studierte an der Ostküste der USA Literatur, vertiefte sich in die Geschichte der französischen und italienischen Renaissance und lernt in 1953 ihren späteren Ehemann Charles A. Le Guin. Zusammen haben die beiden drei Kinder.

Seit 1962 schrieb sie Science Fiction, 1966 erscheint ihr erster Roman Rocannons Welt. In der Zeit bis 1974 erscheinen die meisten ihrer Fantasy- und SF-Romane – was sie zu einer Pionierin der amerikanischen SF macht (und damit zu einer Wegbereiterin der von mir sehr geschätzten Becky Chambers). Bis zu ihrem Tod im januar 2018 lebte Ursula K. LeGuin in Portland, Oregon. Einblick in ihre Gedanken liefert ein sehr schöner Dokumentarfilm – der auch einige Szenen am berühmten Cannon Beach in Oregon enthält, im Hintergrund der Haystack Rock – den ich schon seit meiner Kindheit im Richard-Donner-Film „The Goonies“ liebe. Hier ist der Trailer:

Im Januar 2018 starb Le Guin im Alter von 88 Jahren in ihrem Heim in Portland. Heinrich Stöllner widmete ihr im Zauberspiegel-Online einen gefühl- und respektvollen lesenswerten Nachruf.

Hier im Phantastischen habe ich von Ursula K. LeGuin folgende Werke unter die Lupe genommen:

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