Gerhard Matzke – Marsmond Phobos

Dieses Jugendbuch hat mich mehr als einmal schmunzeln lassen. Aber das darf man nicht falsch verstehen: Ich schmunzelte nicht über Schwächen der Geschichte von Marsmond Phobos, sondern über diese herrliche Naivität, mit der 1967 ein Jugendbuch über die Raumfahrt im Jahr 1988 geschrieben wurde.

Ein Bild vom Planeten Mars
Ein Bild vom Planeten Mars

Darin enthalten ist eine Menge kurioser Ideen für die erste bemannte Expedition zum Mars: die Kaninchen für Tierversuche auf der Oberfläche etwa, aber auch ein Fahrzeug, vergleichbar dem Lunachod, dass sowjetische Ingenieure schon auf dem Mond herumfuhren ließen. Bei aller wissenschaftlichen Exaktheit des Autors, der sogar eine Bahnabweichung der siebenstufigen Rakete durch 35 Kilo Übergewicht bis zur x-ten Nachkommastelle berechnet, bleibt es ein Rätsel, wie sich auf einem schwerbewachten und hochtechnisierten Kosmodrom der 13-jährige Neffe Jürgen eines – natürlich deutschen – Kosmonauten an Bord schmuggeln kann.

Aber sei’s drum: nur so ist es uns möglich, die wundersame Raumfahrt, die unterwegs sogar auf Beweise für die Existenz außerirdischen Lebens trifft (natürlich an Bord eines kaputten amerikanischen Raumschiffs, dass man mal eben mit den Greifern des eigenen Raumschiffs einfängt), aus der Perspektive dieses Jungen zu verfolgen.

Marsmond Phobos
Marsmond Phobos

Ganz zum Schluss löst sich das Rätsel um die hanebüchene Story. Was sich nicht löst, ist das Rätsel um die fremde Zivilisation, die – warum eigentlich schon wieder? – ihren Heimatplaneten mit unbekanntem Ziel verlassen musste. Jürgen erwacht und realisiert, dass er nicht an der realen Mission seines Onkels teilgenommen hat.

Parallelen zu Hans Dominik?

Zusammen mit diesem geht es in hinaus in den Schnee zum Skifahren – auf den Hügeln bei der kleinen thüringischen Stadt Waltershausen – der Stadt, aus der Hans Dominiks Romanheld Dr. Schmidt stammt, den wir aus „Ein Stern fiel vom Himmel“ kennen.

Seltsamkeiten

Leider hat sich ein witziges Detail in „Marsmond Phobos“ nicht durchgesetzt: die Schreibweise von Daten. So werden Entfernungen im Buch grundsätzlich in der Form „9,4 tausend Kilometer“ angegeben.

„Marsmond Phobos“ ist 1967 im Verlag Neues Leben als Band 106 der Kompass-Bücherei erschienen. Zehn Jahre später veröffentlichte Gerhard Matzke einen weiteren Science-Fiction-Roman mit mit dem Titel „Projekt Pluto“

Der Autor Gerhard Matzke, der sich ansonsten im Internet recht rar macht, wurde am 15. Januar 1925 in Waltershausen, Thüringen geboren. Nach acht Jahren Volksschule besuchte er die Handelsschule, bevor der Krieg seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung machte. Nach zweijähriger Arbeit in einem Gummiwerk wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet im August 1944 in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr ging er zurück in das Gummiwerk, kümmerte sich dort nebenberuflich um kulturelle Arbeit und seit Juni 1965 als Redakteur in der Betriebszeitung. (Informationen aus „Der Autor über sich“ im Epilog zu „Marsmond Phobos“)

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