Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé - Screenshot Audible-Version

Das Haupt der Welt – Rebecca Gablé

Nach der Reise zurück in die Zeit Ottos des Großen hat es mich schon wieder in die Vergangenheit gezogen. Ich landete mit dem Das Haupt der Welt von Rebecca Gablé ein paar Jahr vor der Handlung des Roten Milan, genauer gesagt in den Jahren 929 bis 941 unserer Zeit.

Und tatsächlich begegnen mir alte Bekannte. Larissa hieß die in Wahrheit namenlos überlieferte Slawenprinzessin bei , Rebecca Gablé nennt sie kurzerhand Dragomira. Und während die Frau bei Worsch eine der Hauptrollen gewann, wählt Gablé deren (historisch verbürgten) Bruder Tugumir zur Zentralen Rolle.

Der Sohn des slawischen Hevellerfürsten wird beim Sturm auf die Brandenburg (an der Havel) von König Heinrichs Truppen gefangengenommen und als Geisel ins Sachsenland verschleppt. Neben dem Ursprung des jahrzehntelangen Hasses zwischen Tugumir und dem sächsischen Adligen Gero, der sich über das gesamte Buch erstreckt, liegt hier auch die Wurzel für die Annäherung zwischen Tugumir und dem späteren König und Otto. Der verliebt sich in Dragomira und zeugt mit ihr einen Sohn (Wilhelm, späterer Erzbischof von Mainz).

Ab da beginnt der wilde Ritt durch die frühen Regierungsjahre Ottos, die geprägt sind von Auseinandersetzungen mit illoyalen Familienangehörigen, die gleich auch das ganze Reich zum Wanken bringen. Tugumir entwickelt in dieser Zeit nicht nur sein Talent als Heiler, sondern erkennt in Otto einen aufrechten Mann, der die Krone zurecht trägt.

Die beiden werden Freunde, bis Tugumir Ende der 930er Jahre zurück auf seine Stammburg geschickt wird, um Frieden an der Ostgrenze des sächsischen Reiches zu erreichen. Dragomira folgt ihrem Bruder zusammen mit dem neuen Bischof von Brandenburg, ihrem Geliebten Widukind.

Das Buch ist geprägt von den großen Konflikten und Verlusten: Tugumir und Gero von Merseburg, Otto und dessen Bruder Henning, der Tod von Ottos Bruder Tankmar.

Und zu allem Überfluss nimmt Tugomir sein geliebte Frau mit an die Havel – Alveradis, die Tochter seines Todfeindes Gero. Ja, Rebecca Gablé hat ein Händchen dafür, die Dinge eskalieren zu lassen. Überhaupt gibt es in dem Buch handwerklich gut gemachte Szenen von großer Emotion. Dabei rede ich nicht nur von den heute Must-Have-Szenen mit körperlicher Liebe, sondern auch von Folter, Not und großer menschlicher Tragik.

Ihr großes Verdienst ist aber, zwölf Jahre deutscher spannend und inhaltsreich zu erzählen, die sonst nur wenig im Fokus deutscher Historienliteratur stehen. Dem Sprecher Detlef Bierstedt gebührt ein großes Lob für seine überaus facettenreiche Darstellung der verschiedenen Figuren des Hörbuches, das 2013 bei Lübbe Audio erschienen war. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten 30+ Stunden mit dem Nachfolge-Roman „Die fremde Königin“.

Fazit

Wer ins reisen möchte, kann sich gefahrlos mit Rebecca Gablé ins Abteil setzen. Ein handwerklich sehr gut gemachter , der historisches Fachwissen mit literarischer Kunst vereinigt.

Über das Buch Das Haupt der Welt

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé - Screenshot Audible-Version
Das Haupt der Welt – Rebecca Gablé – Screenshot -Version

Ich habe das Hörbuch „Das Haupt der Welt“ bei Audible in der ungekürzten Fassung (30 Stunden 39 Minuten) bestellt. Dort gibt es auch eine Version, die nur etwa halb so lang wie das Original ist. Ich rate zur längeren – langweilig wird sie jedenfalls nicht.

Über die Autorin Rebecca Gablé

Ingrid Krane-Müschen, wie Rebecca Gablé mit bürgerlichem Namen heißt, ist Jahrgang 1964 und stammt aus Mönchengladbach. Ihr Hauptschaffen liegt in historischer Literatur, einen Schwerpunkt setzt die Autorin bei englischer Geschichte. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Mediävistik in Anglistik und Germanistik (1991-1996) widmete sie sich dem Schreiben, von dem sie seit 1997 leben kann. Ich Durchbruch kam mit „Das Lächeln der Fortuna“.

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