Wir sind zum Gespräch geboren. Texte schreibender Schüler zu Philipp Melanchthon. Buchcover

Autorenkollektiv – Wir sind zum Gespräch geboren

Aus fünf Schulen des Landes waren sie trotz Schnee und Eis am Freitag zusammengekommen, um ihr gemeinsames Buch vorzustellen: „Wir sind zum Gespräch geboren“ ist der Titel der Textsammlung schreibender Schüler zu Philipp . Es handelt sich um die Quintessenz eines Projektes, das darauf zielte, im Melanchthon-Jahr 2010 auch junge Leute für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum 2017 „aufzuschließen“, wie es Jürgen Jankofsky formulierte.

Er ist einer der beteiligten erwachsenen und Geschäftsführer des Friedrich-Bödecker-Kreises, der das Vorhaben gemeinsam mit der -Geschäftsstelle der Evangelischen in Deutschland (EKD) und der Stiftung Luthergedenkstätten umgesetzt hat. Laut Jankofsky waren über mehrere Monate insgesamt vier- bis fünfhundert Kinder und Jugendliche beteiligt – von Grundschülern bis Abiturienten. Durch einen Vortrag am Luther-Melanchthon-Gymnasium war beispielsweise Corinna Arndt auf das Vorhaben aufmerksam geworden.

Die Sechzehnjährige beschäftigte sich in ihrem Textbeitrag mit der Rolle der Eheleute Katharina und Philipp. Das Herantasten an den Alltag des großen Gelehrten ermöglichte eine ganz persönliche Sicht auf den Mann, der sonst nur aus Büchern bekannt ist. Zwei Stunden habe sie an ihrem Text gearbeitet, verrät die junge Schriftstellerin, die später, wie sie sagte, auch etwas Künstlerisches studieren möchte. Pro Schule standen zehn Minuten zur Verfügung, in denen die Schüler ihre Werke selbst vortragen konnten. Für das Luther-Melanchthon-Gymnasium übernahm das Evelyn Seifert.

Corinna Arndt war darüber nicht böse – „Ich hab mich darum nicht gerissen. Ich bin sonst eher schüchtern“, sagte sie lachend. Melanchthon selbst hätte das Projekt wohl gefallen – ist es doch auch ein Ausbruch aus einem starren Lehrkanon und animierte zum eigenständigen Arbeiten. „Er selber hat sich ja immer ,Schulmeister‘ genannt“, beschreibt Dr. Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten, den Reformator. „Wenn er heute leben würde, wäre er wohl für die Ganztagsschule, den musischen Unterricht, Schreibwerkstätten. Er war damals auch ein ganz moderner Lehrer“, ist sich Rhein sicher.

„Ein Schüler, der in die Melanchthon-Schule geht, muss keine Angst vor Pisa-Testen haben.“ Ludwig Schumann, einer der geistigen Väter des Melanchthon-Projekts, zeigte sich begeistert von der Tiefgründigkeit der entstandenen Werke. Er betreute eine Gruppe von Grundschülern aus Loburg (Jerichower Land) und war überrascht, welche Wortwahl selbst bei einem Viertklässler möglich sei. Auch müsse man sich fragen, wie man Kontinuität in den Schulbetrieb bekomme – „als nur zu fragen, wie kann ich permanent was umbauen?“

Doch nicht nur geschrieben und gelesen wurde am Freitagabend im Lutherhaus. Die Theatergruppe „Dunkelbunt“ des Luther-Melanchthon-Gymnasiums präsentierte während einer guten halben Stunde im Refektorium auch ihre Sicht auf die Gedankenwelt des Philosophen – indem ein Narr der Gesellschaft den Spiegel vorhielt und die „Geschichten von Herrn M.“ erzählte. In drei Bildern wurde von „Superbia“, dem Hochmut, „Baronin Ira“ als Allegorie des Zorns und „Gula“, der Völlerei, erzählt – Todsünden allesamt.

In Zusammenarbeit mit dem Landeszentrum „Spiel und Theater“ hatten die Lehrerinnen Anja Aichinger und Heike Masser mit ihren Schülern geprobt – und ein fulminantes, liebevoll dekoriertes Stück vorgestellt, das sich auch auf großer Bühne nicht verstecken muss. Das Buch „Wir sind zum Gespräch geboren“ kann zum Preis von 9,90 Euro im Buchhandel bestellt werden.

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