Vermißt am Rio Tefé - Alexander Kröger - Buchcover - Gestaltung: Dagmar Peterhänsel

Vermißt am Rio Tefé – Alexander Kröger

Vermißt am Rio Tefé – heute würde man wohl eher Vermisst am Rio Tefé schreiben – von Alexander Kröger ist eigentlich ein Spätwerk der DDR-Science-Fiction.

In zwei parallelen Handlungssträngen nähert Kröger sich einem Höhepunkt. Auf der einen Seite kommt die „Rescue-Party“, also ein (Unter-)Such(ungs)-Trupp einer Behörde, die das Verschwinden von Menschen im Mato, dem tiefen Dschungel Amazoniens aufklären soll. Grausam verstümmelte Leichen säumen die Orte, an denen Bäume gefällt wurden. Die Spuren deuten daraufhin, dass eine Maschine mit einer Strahlenwaffe die Körper regelrecht zerteilt hat und anschließend wieder im Unterholz verschwunden ist.

Im anderen Handlungsstrang begleiten wir den Piloten Jonathan Mcland, der mit dem „Fee“ genannten Prototypen eines neuartigen, der Konkurrenz um zehn Jahre Entwicklungszeit überlegenen Flugzeuges einen Erprobungsflug über dem Dschungel unternimmt. Als ihm eine Rotte Jagdflieger entgegenkommt, taucht er in eine Unwetterfront ein und geht so tief wie möglich. Der verhängnisvolle Urwaldriese, an dem er mit der Tragfläche hängenbleibt, kommt erst viel zu spät in Sicht. Jonathan katapultiert sich aus dem Flugzeug – und Tage später erwacht der nun zum Robinson mutierte Militärpilot querschnittsgelähmt im Dschungel. Einzig die Hoffnung, seine Geliebte wiederzusehen, hält ihn am Leben und bringt ihn dazu, um seine Existenz und Rettung zu kämpfen.

Spannende Themen der 1990er Jahre

Zwischen der Entwicklung der Charaktere nimmt Kröger spannende Themen der frühen Neunziger ins Visier: , vor allem die Brandrodung in den Regenwäldern Südamerikas wird genau so thematisiert wie der Umgang mit indigenen Völkern, die abgeschnitten von der Außenwelt im Dschungel leben.

Als ein Räuberduo auftaucht und den Querschnittsgelähmten an dem Absturzort überfällt, wehrt sich Mcland. Einer der Räuber stirbt, der andere kann verletzt entkommen. Das Gewissen beruhigt der abgestürzte Pilot und macht weiter. Wenig später schießt er auf einen Affen aus der Horde, die an dem Absturzort lebt.

Dieser Todesschuss beunruhigt den Amerikaner wesentlich mehr – aber da es immer Gutes im Schlechten gibt, kann der Computer aus dem Schuss und der Angstreaktion der Affen lernen. In Zukunft vertreibt keine Sirene der Alarmanlage mehr Eindringlinge, sondern eine Aufzeichnung von Schuss und Schrei des Affen. Jonathan Mcland beginnt zu ahnen, wir wirkungsvoll und mächtig sein selbstoptimierender Prozessor ist.

Ob er ihm wirklich hilft, den Pegasos – so nennt Mcland seine Eigenkonstruktion eines selbstlaufenden „Roll“stuhles – so weit zu optimieren, dass er damit der Dschungelhölle entfliehen kann? Und wie starben die rund hundert Holzfäller in den vier Wochen zwischen dem Abbruch der Tagebuchaufzeichnungen und dem Auffinden des Wracks durch den Suchtrupp?

Fazit

Vermißt am Rio Tefé ist eine Robinsonade, in Form des „gefundenen Tagebuchs“ erzählt. Protagonist ist Mcland ist gut gezeichnet, die anderen Charaktere des zweiten Handlungsstranges hätten noch ein wenig mehr Profil bekommen können. Alles in allem hätte man aus der mehr herausholen können. Außerdem ist ein offensichtlicher Mangel an Lektorat gepaart mit russischem Buchdruck auch kein reines Lesevergnügen.

Über das Buch Vermißt am Rio Tefé

Vermißt am Rio Tefé - Alexander Kröger - Buchcover - Gestaltung: Dagmar Peterhänsel
Vermißt am Rio Tefé – Alexander Kröger – Buchcover – Gestaltung: Dagmar Peterhänsel

Mein Exemplar ist 1994 im Eigenverlag in Cottbus erschienen. Den Umschlagentwurf steuert Dagmar Peterhänsel bei. Gedruckt wurde das Buch mit 232 Seiten, dass unter der ISBN 5-86729-002-6 erschien, bei der Connex AG in Moskau. Später erschien der auch im Projekte-Verlag in Halle/Saale. Der Druckkosten-Zuschussverlag meldete dann jedoch vor Abschluss der Werkausgabe Insolvenz an.

Mittlerweile wird in der Edition Solar-X das Werk heute wieder als echtes Buch verlegt. Wolfgang Kucher hat den Band in seinem Weblog unter die Lupe genommen und schätzt ihn „bisher [als] den inhaltlich wie stilistisch „dünnsten“ Band“ der Alexander-Kröger-Werkausgabe ein.

Klappentext zu Vermißt am Rio Tefé (1994)

In der Provinzstadt Carauari laufen im Vermißtendezernat Anzeigen zusammen, einer Computeroperateuse fallen gleichgelagerte Fälle auf. Mehr als Routineaufkläung wird jedoch nicht veranlaßt. Der Fakt wird ihr wieder bewußt, als sich ihr Freund auf eine waghalsige Aktion mit Holzwilderern einläßt. Da ein hoher Verdienst lockt, findet ihre Mahnung kein Gehör. Der Freund kehr verwundet zurück, berichtet von einem grausigen Massaker, er sei vermutlich der einzige Überlebende, ein Monster hätte zugeschlagen…

Klappentext zu Vermißt am Rio Tefé (2016)

In der Provinzstadt Carauari laufen in der Vermisstenzentrale Anzeigen ein; Dolores Sendela fallen gleichgelagerte Fälle auf. Mehr als Routineaufklärung wird jedoch nicht veranlasst. Als sich Dolores Freund auf eine waghalsige Aktion einlässt, kommen ihr die Vorgänge wieder in den Sinn, ihre Mahnungen finden, da hoher Verdienst lockt, jedoch kein Gehör. Der Freund kehrt verwundet zurück, berichtet von einem grausigen Massaker – ein Monster hätte zugeschlagen … Kröger verquickt in einer äußerst spannenden, fantastischen Geschichte menschliche Größe mit Sichten auf gegenwärtige gesellschaftlichen Probleme auf unserem Planeten.

Über den Autor Alexander Kröger

Alexander Kröger, der im richtigen Leben Dr. Helmut Routschek hieß und 1934 in der heutigen Tschechischen Republik geboren wurde, hatte nach der einen wirtschaftlichen Neuanfang als Schriftsteller geschafft. So sah es zumindest aus. Lange Jahre hatte seine Frau Susanne seine vertrieben, bevor 2008 Projekte-Verlag Cornelius Halle sein Gesamtwerk ins Sortiment aufgenommen hat. Der Druckkosten-Zuschuss-Verlag ist 2014 mit einem Insolvenzverfahren gelöscht worden. Die Gesamtausgabe war da noch nicht abgeschlossen.

Ursprünglich hatte Routschek Markscheidewesen und Bergschadenkunde studiert, arbeitete in „Schwarze Pumpe“ und im Tagebau Spreetal. Weitere Details zu seinem Leben gibt es auf seiner Wikipedia-Seite.

In Ego-Episoden des Alexander Kröger: Wahres, heiter und besinnlich erzählt der Autor aus seinem Leben.

Im Januar 2015 verunglückte Dr. Helmut Routschek mit seiner Frau bei einem Autounfall an einer Autobahnabfahrt so schwer, dass er an den Folgen im April 2016 verstarb. Er wurde in Dresden beigesetzt.

Auf der Webseite von alexander-kroeger.de ist zu erfahren, dass der langjährige Lektor und Partner des Autors, Wilko Müller jr., seit Januar 2017 in der Edition Solar X eine komplett neue Alexander Kröger Werkausgabe mit 20 ausgewählten Romanen, Essays und Storysammlungen herausgibt. Diese bestellt man am besten im Shop der Edition. In Bewegung sieht man Helmut Routschek hier in diesem Video von Lausitz TV Cottbus.

Weitere Werke, die im Phantastischen von Alexander Kröger besprochen wurden: Sieben fielen vom Himmel, Das Kosmodrom im Krater Bond, Energie für Centaur.

3 Kommentare

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