Rendezvous mit Übermorgen - Arthur C. Clarke und Gentry Lee - Buchcover

Rendezvous mit Übermorgen (Rama II) – Arthur C. Clarke und Gentry Lee

Siebzig Jahre sind vergangen, seitdem Käpt’n Norton mit seiner Crew den riesigen Zylinder untersuchte, der als Rama in die Geschichte der Menschheit einging. Ein außerirdisches Raumschiff, welches von weither im Raum durch unser Sonnensystem kam und beschleunigte, um auf Nimmerwiedersehen im Universum zu verschwinden. Die Menschen nannten es „Rama“. Sieben Jahrzehnte – und schon kommt „Rama II“ herangesaust. Eine zwölfköpfige Crew, die bunter nicht sein könnte, bereitet sich auf die nächste Runde der Erkundung vor.

Und während sich das ursprüngliche Werk „Rendezvous mit 31/439“ noch auf etwas mehr als 240 Seiten erstrecke, tobt sich das Autorenduo Clarke und Lee jetzt aus und gönnt dem zweiten Band mehr als den doppelten Raum. Den füllen beide auch gut. Die Figuren sind sehr plastisch angelegt, wir erfahren viel zur Vorgeschichte der handelnden Astronautencrew, und auch die Binnenbeziehungen der Crew werden episch ausgebreitet. Nette Sidenote: Das Buch hat auf der Seite 44/45 sogar einen Werbeblock für eine 5-Minuten-Terrine – falls man beim Lesen Appetit bekommt.

Die Vorbereitungen zum Flug erinnern an klassische Science Fiction der 1950er Jahre. Sogar eine Reporterin wird mitgenommen, um der Menschheit die gesamte Mission in Echtzeit erzählen zu können.

Nach dem Kontakt mit dem ersten Rama-Schiff kam ein schwerer wirtschaftlicher Niedergang über die Erde. Die Autoren gehen dabei der Frage nach, was wohl der Kontakt zu einer außerirdischen Zivilisation mit der Menschheit mache? Ursula K. LeGuin hat sich in „Die Erzähler“ mit einer ähnlichen Frage beschäftigt. Sogar der Papst wird besucht, um Grundfragen von Moral und Ethik im Umgang mit dem außerirdischen Artefakt zu diskutieren.

Und schon sind wir unterwegs zu dem fünfzig Kilometer langen Zylinder voller Geheimnisse, die es zu erforschen gilt. Borzow, der Kommandant, kommt bei einer OP ums Leben. Bordärztin Nicole macht sich Vorwürfe und beginnt mit einer akribischen Detektivarbeit, die erschreckendes zutage fördert: Vier der Mitkosmonauten haben vorab seltsame Verträge auf der Erde abgeschlossen, um ihre Rama-Erlebnisse zu vermarkten. Da ändert das außerirdische Raumschiff plötzlich seinen Kurs: Richtung Erde. Außerdem bleibt Borzow nicht das einzige Todesopfer der Mission.

Für weitere Untersuchungen steigt Nicole mit der Reporterin Francesca Sabbatini wieder herab in den Zylinder. Dort wird sie von der hintertriebenen Reporterin allein zurückgelassen – und gerettet von einer Art vernunftbegabtem Vogel, der offenbar mit seinen Artgenossen in Rama lebt.

Gerade, als sie sich aufgeben will, taucht Mit-Astronaut Richard auf. Auch er ist Rama gestrandet. Zusammen setzen sie die Untersuchungen im „New York“ genannten Rama-Städtchen fort, um dort auf ein verzweigtes Tunnelsystem zu stoßen. Und eine ausgestopfte Leiche ihres Kollegen.

Als die beiden dann auch noch nachgeformte Gegenstände der Norton-Expedition (die vor 70 Jahren Rama I untersucht hat) und herumlaufende Zombie-Astronauten, die der Norton-Expedition ähneln, finden, ist klar: es gibt eine Verbindung zwischen Rama I und II.

Unterdessen schickt sich die Restbesatzung an, Atombomben scharf zu machen und Rama samt der vermissten Astronauten zu sprengen. US-General O’Toole, der von den Evakuierten zurückgelassen wird, hat Gewissensbisse, seine Sprengcodes einzugeben.

Wird das Trio es zurück zur Erde schaffen? Was wird aus Rama? Und wird das Raumschiff katastrophal auf der Erde einschlagen oder werden die Ramaner rechtzeitig vor der herannahenden Gefahr in Form von 16 Nuklearsprengköpfen gewarnt?

Fazit

Die Grundidee ist nicht neu: außerirdisches Raumschiff saust auf Sonnensystem zu und soll untersucht werden. Im Vergleich zum Vorgänger aber wird dem guten Thema hier wesentlich mehr Platz zum Austoben geboten – und wir tauchen tiefer in die Geheimnisse der Außerirdischen. Solide Fortsetzung des Auftakts.

Über das Buch Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen - Arthur C. Clarke und Gentry Lee - Buchcover
Rendezvous mit Übermorgen – Arthur C. Clarke und Gentry Lee – Buchcover

Meine Paperback-Ausgabe vom Heyne-Verlag ist unter der Nummer 8187 im Jahr 1991 als deutsche Erstausgabe erschienen. Clarkes Text hat erneut Roland Fleissner übersetzt. Einige Tippfehler hat das Lektorat im Text dringelassen. Die ISBN lautet 3453045904. Insgesamt umfasst der Roman 555 Seiten.

Rückentext

Im Jahr 2200 – sieben Jahrzehnte nachdem das erste RAMA-Raumschiff einer außerirdischen Intelligenz das Sonnensystem durchquert hat – taucht ein zweites Raumschiff auf. Niemand kennt die tödlichen Gefahren, die in RAMA II verborgen sind. Die von derMoreIm Jahr 2200 – sieben Jahrzehnte nachdem das erste RAMA-Raumschiff einer außerirdischen Intelligenz das Sonnensystem durchquert hat – taucht ein zweites Raumschiff auf. Niemand kennt die tödlichen Gefahren, die in RAMA II verborgen sind. Die von der Erdregierung ausgerüstete Expedition ins Innere des fremden Raumschiffs fördert das ungeheure Ausmaß der Bedrohung zutage…Von Arthur C. Clarke sind bisher als Heyne-Taschenbücher erschienen: »Odyssee 2010« (01/6680), »Das Lied der fernen Erde« (01/6813), »2061: Odyssee III« (01/7709), »Die Wiege der Zukunft« (01/7887).

Über die Autoren Arthur C. Clarke und Gentry Lee

Am 16. Dezember wurde Sir Arthur Charles Clarke in Minehead, Somerset im schönen England geboren. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitet Clarke als Ground Controlled Approach bei der Royal Air Force. Sehr sympathisch. Er gehörte wohl zu der Erprobungsmannschaft, die die neuartige Technik in Dienst stellten. Sein Roman „Glide Path“ basiert auf diesen Erfahrungen.

Arthur C. Clarke in Colombo, Sri Lanka. Foto: Amy Marash/Public Domain
Arthur C. Clarke in Colombo, Sri Lanka. Foto: Amy Marash/Public Domain

Nach dem Krieg studiert er Mathematik und Physik, interessiert sich für die Möglichkeiten der Raumfahrt und zieht Mitte der Fünfziger Jahre nach Sri Lanka, wo er am 19. März 2008 in Colombo auch stirbt. Er zählt neben Robert A. Heinlein und Isaac Asimov zu den Big Three der englischsprachigen Science Fiction.

Neben dem Rama-Zyklus gilt der vierteilige Odyssey-Zyklus (2001 – A Space Odyssey, 2010 – Odyssey Two, 2061 – Odyssey Three und 3001 – The Final Odyssey) zu seinen Hauptwerken.

Neben seiner Arbeit als Phantastik-Arbeit widmete er sich auch ganz banaler wissenschaftlicher Arbeit und rechnete zum Beispiel die Orbitalparameter für geostationäre Satelliten durch. 1945 erscheint sein Aufsatz „Extra-terrestrial Relays – Can Rocket Stations Give World-wide Radio Coverage?“, 19 Jahre später fliegt mit Syncom 3 der erste geostationäre Satellit um die Erde – im seitdem „Clarke Belt“ genannten Orbit.

Clarke sagte die Fähigkeiten des modernen Internets voraus, beschrieb 1979 einen Weltraum-Lift und ging mit den drei „Clarkeschen Gesetzen“ in die Science-Fiction-Geschichte ein:

When a distinguished but elderly scientist states that something is possible, he is almost certainly right. When he states that something is impossible, he is very probably wrong.

The only way of discovering the limits of the possible is to venture a little way past them into the impossible.

Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.

Hin und wieder wird auch ein viertes Gesetz auf ihn zurückgeführt („For every expert there is an equal and opposite expert.“

Dazu kommt sein Gesetz über die revolutionären Ideen: „Every revolutionary idea — in science, politics, art, or whatever — seems to evoke three stages of reaction. They may be summed up by the phrases:

„It’s completely impossible — don’t waste my time“

„It’s possible, but it’s not worth doing“

„I said it was a good idea all along.“

Arthur C. Clarkes Werke erhielten zahlreiche Preise, darunter den Hugo-, Nebula-, Locus- und John-W.-Campbell-Award for Best Science Fiction Novel.

Gentry Lee, photo: NASA/JPL, Public Domain
Gentry Lee, photo: NASA/JPL, Public Domain

Gentry Lee ist der Wissenschaftler, der zum Schriftsteller wurde. Geboren 1942 wurde Lee 1977 am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, zum leitenden Ingenieur des Galileo-Projekts berufen. Die Sonde erreichte 1995 den Jupiter. Mit Carl Sagan entwickelte er eine populärwissenschaftliche TV-Show. 1988 ließ er sich zum Schreiben beurlauben, blieb aber wissenschaftlicher Berater der NASA.

Mit Clarke zusammen arbeitete er an drei Fortsetzungen des 1972 erschienenen Original-Rama-Romans: „Rendezvous with Rama“ (Rendezvous mit Übermorgen, 1991, OT: Rama II; Die nächste Begegnung, 1992, OT: The Garden of Rama; Nodus,1996, OT: Rama Revealed). Danach gab er noch zwei eigene Werke heraus, die im Rama-Universum angesiedelt sind (Boten des Lichts, 1997, OT: Bright Messengers und den nichts ins Deutsche übersetzten Roman Double Full Moon Night, 1999).

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