Ein Stern fliegt vorbei - Buchcover - Karl-Heinz Tuschel - Illustrator: Hans Räde

Karl-Heinz Tuschel – Ein Stern fliegt vorbei

Es ist und bleibt eine prima Zeit, in der Romane wie „Ein Stern fliegt vorbei“ (oder, wie er manchmal auch hieß: Ein Stern flog vorbei) geschrieben wurde. Die späten Sechziger: Der Weg in den Weltraum ist erkundet. Die Herausforderungen an die Menschheit reihen sich aneinander. Und da kann man als Autor auch mal geschwind ein paar Jahrhunderte überspringen und seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Karl-Heinz Tuschel tut das in seinem Erstlingswerk und greift direkt zu einem (eher verunglückten) Kunstgriff. Er schreibt den Erlebnisbericht eines Kosmonauten, der die Ereignisse der letzten hundert Jahre Revue passieren lässt.

Das ist exakt die Zeitspanne, die vergangen ist, seitdem die Menschheit seltsame Funksignale einer außerirdischen Intelligenz von empfing. Diese weisen auf eine große Gefahr hin, die der Erde droht: ein Materie-Feld nähert sich dem Sonnensystem. Die vereinigte Menschheit muss einen Weg finden, in den nächsten hundert Jahren diese Gefahr zu bannen. Und wir erinnern uns: Kommunisten bewältigen alles (Zitat aus Karl-Heinz Tuschels Leitstrahl für Aldebaran) – natürlich schaffen sie das auch.

Ein Stern fliegt vorbei - Buchinnenseite vorn - Karl-Heinz Tuschel, Illustration: Hans Räde
Ein Stern fliegt vorbei – Buchinnenseite vorn – Karl-Heinz Tuschel, Illustration: Hans Räde

Eine Forschungsflotte macht sich auf den Weg zum Feld, um eine Strategie zu entwickeln, es mit der Gefahr aufzunehmen. Dabei gilt es in der Romanhandlung, vorrangig mit drei Problemen fertig zu werden. Durch die lange Zeit im Weltraum stoßen die tapferen Kosmonauten, die ohne intimen, familiären Anhang unterwegs sind, auf eine sozio-psychologische Erkrankung, die zu Lethargie führt und die Raumfahrer in ernsthafte Schwierigkeiten bringt.

Dazu kommen Probleme mit einem außerirdischen Virus, dass sich bestimmte Kunststoffe an Bord eines der Raumschiffe schmecken lässt und damit dieses unbrauchbar macht. Schlußendlich gilt es, eine Möglichkeit zu finden, die Planetoiden zu entschärfen, die auf die Erde zurasen. Der mit der Erforschung einer Kernfusionstechnik befasste Amerikaner muss nicht nur dabei herbe Rückschläge einstecken, sondern auch noch sein Liebesleben zwischen zwei Frauen auf die bringen.

Ein Stern fliegt vorbei - Buchinnenseite hinten - Karl-Heinz Tuschel, Illustration: Hans Räde
Ein Stern fliegt vorbei – Buchinnenseite hinten – Karl-Heinz Tuschel, Illustration: Hans Räde

Nebenbei gibt es noch einen Kontakt mit Antimaterie und ihren Auswirkungen auf „echte“ Materie. Und die Damen und Herren Raumfahrer machen erste Erfahrungen mit einer Künstlichen Intelligenz, die sie ihren selbstlernenden, später dann auch selbstorganisierenden Erzabbaurobotern spendieren.

Spannend bleibt „Ein Stern fliegt vorbei“ jedenfalls bis zum Schluss -und fantasievoll auch. Gern würde ich den Weg der Menschheit weiter begleiten, die nun mit den „Brüdern“ des Plejadischen Bundes und den anderen Zivilisationen der Galaxis an die Erforschung der noch viel weiter entwickelten „Hexagone“ gehen, deren Überreste man auf einem der Planetoiden entdeckt hat.

Fazit

Während des Lesens habe ich mich einige Male an ein anderes Buch erinnert: Günter Krupkats Als die Götter starben behandelt aus einer ähnlichen Perspektive ein ähnliches Szenario. Aber Tuschel schweift nicht so weit ab, und auch die Baalbek-Geschichten kommen bei Tuschel (noch) nicht mit in den Handlungsstrang.

Für mich ist „Ein Stern fliegt vorbei“ jedenfalls eine schöne, spannende und anregende Lektüre gewesen zwischen Lochstreifen-Computern und außerirdischen Intelligenzen.

Über das Buch „Ein Stern fliegt vorbei“

Ein Stern fliegt vorbei - Illustration - Karl-Heinz Tuschel, Illustration: Hans Räde
Ein Stern fliegt vorbei – Illustration – Karl-Heinz Tuschel, Illustration: Hans Räde

Das Original ist 1967 erschienen. Meine Ausgabe in Halbleinen vom Buchclub 65 (Verlag Neues Leben, Berlin) mit Illustrationen von Hans Räde ist ein Jahr später gedruckt worden und umfasst 294 Seiten, von denen die Rückseiten der tollen Bilder abgezogen werden müssen.

Außerdem gab es das Buch in der Reihe „Spannend erzählt“ (Band 75), und 1971 auch als Paperback in der Kompaß-Bücherei, Band 146. Bei Lovelybooks gibt es die subjektive Zusammenfassung eines Lesers zum Buch.

Klappentext

Im Mondobservatorium wird eine Sendung aus dem All aufgefangen: Der Erde nähert sich ein kosmisches Objekt – es kann zur Gefahr für die Menschheit werden. Viele Schwierigkeiten sind zu überwinden, bis eine Raumflotte startet und das Objekt, das aus mehreren Planetoiden besteht, wenigstens teilweise aus der Bahn lenken kann. Es werden Spuren einer fremden Zivilisation auf einem der Planetoiden gefunden. Das Zusammentreffen mit den Absendern der Botschaft bildet den Höhepunkt dieses Romans aus dem 3. Jahrtausend.

Neuer Klappentext

In der Edition SOLAR-X ist das Buch erneut aufgelegt worden. Dort findet sich folgender Klappentext:

Der legendäre erste Roman des Autors wieder neu aufgelegt!

In naher Zukunft wird die inzwischen geeinte Menschheit von Außerirdischen vor einer sich nähernden Bedrohung aus dem Weltall gewarnt: Ein Schwarm von Planetoiden droht die Erde zu treffen. Die Menschheit steht vor ihrer größten Herausforderung. Für die gerade im Aufbruch befindliche Raumflotte der Erde beginnt ein grandioses Abenteuer.

Ein später oft aufgegriffenes Thema, hier jedoch auf eine Art behandelt, die daran erinnert, dass es auch weniger martialisch als bei „Armageddon“ & Co. geht.

Über den Autor Karl-Heinz Tuschel

Karl-Heinz Tuschel wurde 1928 in Magdeburg geboren und starb 2005 in Berlin. Für die Berliner Zeitung hat Torsten Harmsen einen Nachruf geschrieben. Weitere Informationen zu seinem Leben und Werk gibt es beim Freundeskreis SF Leipzig. Mehr Informationen zum Autor gibt es auch hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.