Der Übergang - Gerd Frey - Coverillustration Lothar Bauer

Der Übergang – Gerd Frey

Ein Kolonistenschiff wird in „Der Übergang“ von Gerd Frey (Untertitel „Transition & Evolution 2.0) aus dem Routine-Tiefschlaf geweckt. Ein außerirdisches Raumschiff ist mit dem Raumschiff „Dali“ verbunden. Und irgendetwas ist furchtbar schiefgelaufen.

Was so beginnt, verspricht schon einmal, nicht langweilig zu werden. Bedingt durch unseren Umzug in einen eigenen Bauernhof in der Dübener Heide ist Gerd Frey der erste Science-Fiction-Autor, der mich nach längerer Abstinenz wieder mit ins All nimmt. Und automatisch weckt er in dem Setup, das er kreiert, Erinnerungen an Andymon. Sogar eine Art Holodeck namens „Oz“ gibt es, halb „Second Life“ mit den semi-autarken Charakteren der Mitreisenden, halb verwunschene Paralleldimension mit eigenen Gesetzen. Wir erinnern uns: das gab es auch in Andymon schon. Da hieß es Totaloskop und basierte auf den Ideen von Abe Kobo (die in der DDR in der Anthologie Marsmenschen verarbeitet wurde).

Und wo wir gerade bei Parallelen sind: die außerirdischen Viecher, die mit dem fremden Schiff die Dali heimgesucht und ordentlich durchgerüttelt zu haben scheinen, erinnern ein wenig an „Alien“. Gerd Frey versteht es außerdem, die düstere Atmosphäre dieser Parallele wunderbar nachzuzeichnen.

Aber von vorn: Oliver erwacht auf dem Kolonistenraumschiff aus dem Kryoschlaf – nur um festzustellen, dass irgendetwas schreckliches mit der „Dali“ passiert sein muss. Es scheint, dass er der einzige Überlebende einer Katastrophe ist. Der Leichnam eines Piloten verwest, von grausamen Wunden entstellt, langsam vor sich hin. Die Künstliche Intelligenz des Schiffes hat Probleme, einen Überblick über das Raumfahrzeug zu geben.

Was beginnt, wie eine Kurzgeschichte, entwickelt sich innerhalb kurzer Zeit in einen aberwitzigen Ausflug in parallele Erinnerungen, Ausflüge ins virtuelle Oz und endet schließlich auf einem Mond eines unbekannten Planeten, der völlig durchgeknallte Veränderungen mit Oliver anstellt – und ihn damit, der Untertitel lässt es vermuten, transitioniert und weiterentwickelt.

Wo ist Olivers Lebensgefährtin Kira? Was hat die Künstliche Intelligenz des Schiffes mit dem Oz-System zu tun? Entwickeln sich die Avatars in Oz zu selbstständigen Wesen? Wo ist die Grenze zwischen virtuellen Persönlichkeiten und Echten? Und wann hört man auf, ein Mensch zu sein, wenn man sich von einer außerirdischen Technologie angeregt fortentwickelt?

Ob das Ganze gut ausgeht? Lass Dich überraschen!

Fazit zu Der Übergang

Literarisch und handwerklich hat Gerd Frey eine sehr gelungene Odyssee und fast etwas zu sehr überdrehte Robinsonade vorgelegt. Die Charakterentwicklung des Protagonisten ist über jeden Zweifel erhaben. Spannung ist da, Wirbel, Abstraktion. Am Ende jedoch wird mir der ganze Spaß etwas zu schnell aufgelöst. Da hätte ich gern noch hundert Seiten mehr verschlungen und gerätselt. Der Stoff hätte das sicher hergegeben. Rechtschreibfehler sind mir nicht ins Auge gesprungen.

Über das Buch Der Übergang – Transition & Evolution 2.0

Der Übergang - Gerd Frey - Coverillustration Lothar Bauer
Der Übergang – Gerd Frey – Coverillustration Lothar Bauer

„Der Übergang“ von Gerd Frey ist mit dem Untertitel „Transition & Evolution 2.0“ im Juni 2018 im Verlag p.machinery von Michael Haitel unter der ISBN 9783957651358 erschienen. Das Titelbild gestaltete Lothar Bauer, Verleger Michael Haitel fungierte gleichzeitig als Lektor. Das Paperback-Buch, dass von Amazon Fulfillment in Polen gedruckt wurde, umfasst 185 Seiten und kostet 11,90 Euro.

Der Übergang im Netz

Bei Robots & Dragons wird „Der Übergang“ durchaus kritisch besprochen. Verleger Michael Haitel von p.machinery hat das Buch ebenfalls besprochen. Ralf Boldt hat seine Gedanken zum Buch hier zusammengetragen.

Über den Autor Gerd Frey

Gerd Frey, Foto: privat
Gerd Frey, Foto: privat

Ist Gerd Frey einer der letzten DDR-Science-Fiction-Autoren? Nun ja – einiges spricht dafür. Er ist 1966 in Merseburg geboren, schreibt Science Fiction und räumt ihr viel Platz in seinem Leben ein. Außerdem hat er mit den Erzählungen „Black box“ und „Emigranten“ sein Debut in der wahrscheinlich letzten SF-Anthologie des DDR-Verlages Neues Leben gegeben (zumindest war „Der lange Weg zum Blauen Stern“ (Herausgeber: Michael Szameit ) die letzte Ausgabe der BASAR-Reihe vor der Implosion des Hauses).

Er war 1990 Gründungsmitglied und Mitarbeiter des SF-Magazins „Alien Contact“, schrieb für „Das Science Fiction Jahr“ von Heyne. 2002 erschien der Erzählungsband „Dunkle Sonne“, für den er den Deutschen Phantastikpreis 2003 erhielt.

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