Asteroidenjäger - Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde

Carlos Rasch – Asteroidenjäger

Was am Anfang nach einer Routine-Mission aussieht für die Asteroidenjäger von AJ-408, entpuppt sich rasch als großes Abenteuer im Weltraum. Zwischen Mars und Jupiter soll das Schiff mit seiner 37-köpfigen Besatzung im Trümmergürtel aufräumen und die Gefahren für die bemannte Raumfahrt minimieren.

Dafür führt die Truppe eine Hochleistungs-Strahlenwaffe, das Helicon, mit sich. Ist der Raumkörper zu groß zum Zerstrahlen, wird er mit einer Funkboje ausgestattet, die andere Raumfahrer warnen soll.

Asteroidenjäger - Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde
Die Antimaterie-Falle. Asteroidenjäger – Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde

Doch damit nicht genug – auch Wissenschaftler sind mit von der Partie. Die Kollegen Mirsanow und der junge Henry Lorcester suchen nach Spuren von Antimaterie im All. Die dafür konstruierte Falle von supraleitenden Drähten und einem „Auffangbecken“ innerhalb eines Magnetfeldes in einem Betonbunker wird auf Asteroiden befestigt. Damit gelingt den beiden in kurzer Zeit, eine beträchtliche Zahl von Anti-Teilchen zu sammeln.

Als dritter Handlungsstrang wird Bordfunker Norbert Franken seltsame Funksignale entdecken – und versuchen, ihnen auf den Grund zu gehen. Sind das nur Echos von menschlichen Signalen, die aus dem Raum zurückgeworfen werden? Oder versucht hier, eine außerirdische Lebensform mit uns Kontakt aufzunehmen?

Kommandant Axel Kerulen muss die Truppe zusammenschweißen. Leicht fällt das bei den beiden Pärchen, die sich unter der Besatzung finden: Frankes Schwester Sagitta, die als Bord-Ärztin den Flug begleitet, verliebt sich in den afrikanischen Mathemiker Oulu Nikeria – der übrigens 1961 noch völlig ungeniert als „Neger“ im Buch bezeichnet wird. Außerdem kommen sich der junge Forscher Henry Lorcester und Filitra während der Mission näher.

In Einmann-Raketen sausen die Kosmonauten zum Asteroiden. Asteroidenjäger – Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde

Die Spannungsbögen kulminieren, als die Besatzung von AJ408 ausgeschickt wird, um das Funkfeuer auf einem Asteroiden zu reparieren – und dabei ein unbekanntes Raumschiff in V-Form auftaucht. Sind die Raumfahrer auf eine außerirdische, vernunftbegabte Lebensform gestossen? Oder enthält das fremde Raumfahrzeug ein anderes Geheimnis?

Hier will ich die Handlungsbeschreibung mal abbrechen, sonst droht Spoiler-Alarm.

Zwei niedliche Sachen sind mir aufgefallen: Der Sozialismus wird – wenn auch niemals aufdringlich – von Carlos Rasch gefeiert.

„Ob das V-Schiff schon mal hier war und das Funkfeuer zerstört hat?“ fragte Lorcester.

„Nein, bestimmt nicht“, antwortete der Wissenschaftler [Mirsanow, Anm. d. Red.] nach einigem Überlegen. „Ich glaube, dass vernunftbegabte Wesen, die Lichtjahre überbrücken können, nicht sinnlos zerstören. Sie wären sonst schon längst ein Opfer ihrer selbst geworden. Nur wer friedlich lebt und friedlich schafft, wird ewig leben und Ewigkeiten überdauern. Allen anderen schlägt jede neue naturwissenschaftliche Erkenntnis mehr und mehr zum eigenen Verderben aus. Wenn auf dem V-Schiff Lebewesen sind, so werden wir nicht zu fürchten haben.“

Üerhaupt ist das Zusammenwirken des Kollektivs an Bord heilig. Der Araber, der sich aufgrund von Kosmos-Depressionen außerhalb der Gruppe stellt, muss mit Hilfe eines Märchens an seine Verantwortung erinnert werden.

Und surreal wird es, wenn sich die gesamte Besatzung anlässlich der Begegnung mit dem ersten Meteoriten zu einer Steinzeit-Feier im „Saal der Ethik“, dem Gemeinschaftsraum, trifft – und dabei auch noch so viel Wein trinkt, dass bei einem kurzen Ausschalten der Gravitation dieser in großen Klecksen an den Wänden landet.

Über das Buch „Asteroidenjäger“

Asteroidenjäger - Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde
Asteroidenjäger – Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde

„Asteroidenjäger“ erscheint im Jahr 1961 als erstes von zahlreichen weiteren phantastischen Werken von Carlos Rasch. Die wissenschaftlich-phantastische Erzählung ist im Verlag Neues Leben Berlin erschienen, die Illustrationen steuert Hans Räde bei.

Vier Jahre nach der ersten Auflage wird das Buch erneut aufgelegt. Es bildet die Grundlage für den DEFA-Film „Signale – Ein Weltraumabenteuer“.

Klappentext

Asteroidenjäger - Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde
Asteroidenjäger – Carlos Rasch, Buchcover. Illustrationen: Hans Räde

Das Radar schrillt seine Meteoritenwarnung durch alle Kabinen der Rakete. Schreckensbleich klammert sich die Kosmonautin Sagitta an ihren Sessel. Ist ihr Bruder wahnsinnig geworden? Warum schreit er dem heranrasenden Meteoriten über Funk Anfrage auf Anfrage entgegen? Da erkennt Sagitta einen V-förmigen Schattenriß auf dem Radarschirm. Sollte das ein Raumschiff sein? Auf der Erde baut man keine V-förmigen Raumschiffe. Woher kommt es? Warum schweigt es? Und über die Hälfte der Besatzung befindet sich außerhalb des eigenen Raumschiffes, auf einem Planetoiden!

Diese und andere abenteuerliche Gefahren haben die Kosmonauten des Asteroidenjägers AJ-408 zu bestehen. Als Teil eines umfassenden Weltraum-Flugsicherungsdienstes suchen sie im Trümmergürtel zwischen Mars- und Jupiterbahn zusammen mit anderen Raumschiff-Flotillen der Erde nach Asteroiden und Meteoritenschwärmen, um sie entweder zu vernichten oder mit Funkwarnfeuern zu bestücken. Die Meteoriten sind noch immer, vierhundert Jahre nach dem ersten Sputnik,die größte aller Gefahren für den Menschen im Weltraum. Deshalb halten die Asteroidenjäger ständig einen Weg für die schnellen Photonenraketen durch den Trümmergürtel frei.

Der DEFA-Film zum Buch

Mit „Signale – Ein Weltraumabenteuer“ versucht sich die DDR-Filmfirma DEFA nach „Der schweigende Stern“ erneut an einem Science-Fiction-Film. Zusammen mit der polnischen Filmgesellschaft Przedsiebiorstwo Realizacji Filmów Zespoły Filmowe Warszawa wird das Projekt unter der Regie von Gottfried Kolditz produziert.

Am 17. Dezember 1970 erlebt der 1:26 Stunden lange Film seine Premiere, die Voraufführung findet im Berliner Kino Kosmos am 6. Dezember 1970 statt. Die Romanhandlung von „Asteroidenjäger“ ist nur eine grobe Vorlage für die Drehbuchautoren.

Handlung

Das Forschungsraumschiff „Ikaros“, dass außerhalb des Sonnensystems nach Leben suchen soll, wird in der Nähe des Jupiter von Meteoriten zerstört. Das Schiff „Laika“ unter dem Kommando von Veikko sucht unter dem Vorwand, unbemannte Raumstationen zu warten, nach Überlebenden der Katastrophe – und wird fündig.

Besetzung

Gojko Mitić: Terry

Alfred Müller: Konrad

Piotr Pawłowski: Veikko

Soheir Morshedy: Samira

Jewgeni Scharikow: Pawel

Helmut Schreiber: Gaston

Irena Karel: Juana

Karin Ugowski: Krystyna

Iurie Darie: Kommandeur

Friedrich Richter: Leiter der Raumsicherheitszentrale

Jean Hounsinou: Navigator Luna-Nord

Fritz Mohr: Navigator der Ikaros

Ewa Szykulska: Rosi

Promod Pandey: Inder

Aubrey Pankey: Älterer Wissenschaftler

Anh Dao Pham Huy: Mongolin

Berndt Renné: Übergabeingenieur

Zbigniew Sawan: Leiter der Raumstation Luna-Nord

Marianne Christina Schilling: Chefkoordinator

Über den Autor

Carlos Rasch wurde am 6.April 1932 im brasilianischen Curitiba als Sohn deutscher Eltern geboren. Diese zogen, als Carlos sechs Jahre alt war, zurück nach Deutschland – wo der Junge bis 1944 in Elbing (dem heutigen Elblag in Polen) aufwuchs.

Nach Stationen in Calbe (Saale) und Köthen ging Rasch 1963 nach Falkensee. Seit dem Jahrtausendwechsel lebt er in Brieselang.

Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Dreher, ab 1951 dann beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst ADN. Er beginnt neben der journalistischen Tätigkeit mit dem Schreiben von phantastischer Literatur, ab 1965 freischaffend.

Carlos Rasch war neben zahlreichen Veröffentlichungen auch an der Planung für die 13-teilige Weltraumserie „Raumlotsen“ des DDR-Fernsehens beteiligt, die aber nie produziert wurde. Er fällt in politische Ungnade, die bis in die 1980er Jahre anhält. Nach der politischen Wende in der DDR veröffentlichte er Skripte von „Raumlotsen“ als eigenständige Bücher. Außerdem arbeitete er im Havelland als Lokaljournalist für die Märkische Allgemeine Zeitung, bis er 1997 in Rente geht.

Ein Bild von Carlos Rasch kann man sich hier machen.

Mehr Informationen zum Autor und seinen weiteren Büchern, die nach der Wende in der Edition Digital wiederbelebt wurden, gibt es hier: http://edition-digital.de/blog/rasch/

Carlos Rasch verstarb Anfang Januar 2021.

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